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In der Scheideanstalt

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Was passiert in einer Scheideanstalt?

Das Grundsätzliche

Flüssiges Metall wird in einen großen Behälter gegossen.
Goldankauf und Scheideanstalten: Zusammenhänge

Die Ankäufer schicken den Großteil ihrer Materialien am Ende zu einer Scheideanstalt. Oder auch private Verkäufer wie Sie - falls die Scheideanstalt das anbietet. Dort geht es dann darum, aus den angekauften Altmaterialien wieder neue Legierungen für Industrie und Handwerk herzustellen. Die Scheideanstalten unterscheiden sich durchaus in ihrer Ausstattung mit Analysegeräten und -verfahren. Auch sie nutzen meist RFA-Analysegeräte, haben aber noch deutlich genauere Varianten, wie zum Beispiel die sehr selten vorzufindende Spektrometrie

 

Vor allem aber nutzen sie eine weitere Option, welche die klassische bei Scheideanstalten ist, um ein sehr genaues Ergebnis zu erzielen: Die chemische Edelmetall-Scheidung (daher der Name) mit anschließender Analyse = Dokimasie. Hierzu müssen alle zu einem Vorgang zusammengefassten Objekte (zum Beispiel die eines Kunden, Ankäufers oder auch von 37 - je nach Organisation der Scheideanstalt) zunächst geschmolzen werden, um sie später chemisch wieder voneinander zu trennen. Ziel ist die Reinheit der jeweiligen Metalle.

 

Manche Ankäufer und Juweliere/Goldschmiedebetriebe schmelzen auch selbst ein und stellen daraus neue Stücke her. Aber sie scheiden nicht. Dürfen sie auch nicht, denn das erfordert für den Ankäufer bestimmte Auflagen. Und: Einige Unternehmen nennen sich Scheideanstalten, obwohl sie überhaupt keine Edelmetalle trennen (= scheiden). Maximal schmelzen, aber das war es auch schon. 

 

Was bedeutet in diesem Zusammenhang „Sammelscheidung“? 

Typischerweise werden die vielen kleinen Einsendungen im Zuge einer sogenannten „Sammelscheidung“ oder „Poolscheidung“ abgewickelt. Die Scheideanstalt schmilzt eine größere Gesamtmenge mehrerer Anlieferer ein, scheidet diese und bestimmt dann den genauen Gehalt. Das ist deutlich wirtschaftlicher, als kleine Chargen. Der Kunde selbst hat den Vorteil, dass er nicht lange auf ein Analyseergebnis warten muss.

 

Welche Alternativen zur Sammelscheidung gibt es?

Alle Varianten, bei denen der Kunde die Kosten selbst trägt. Sei es nun ein Gewerbekunde, beispielsweise ein Goldschmied oder Altgoldankäufer. Aber auch ein Privatkunde, der eine größere Menge an Objekten bereitstellt, so dass sich die Bezahlung der Analyse- und Scheidkosten lohnt. Es wird dann separat geschieden. Nachteil: Der Prozess dauert meist deutlich länger - je nach Ankäufer bis zu acht Tage. Vorteil: Man kann Großhandelspreise erzielen. Das Ganze ist ein Rechenexempel und Gegenstand der Beratung.

 

Auch die sogenannte „Identitätswahrende Scheidung“ fällt unter diese Rubrik. Hierbei hat man die Option, der Sammelscheidung aus dem Weg zu gehen und gegen separate Zahlung der Scheide- und Analysekosten das Material zu einem (oder mehreren) neuen Stück(en) schmelzen zu lassen. Manche Ankäufer bieten dies aber auch Privatkunden an. Und so kann man sich zum Beispiel aus Omas gesamten Schmuck etwa eine Goldmünze mit 999er Feingehalt herstellen lassen. Anmerkung: Das ist nicht zu verwechseln mit der Auszahlung als Barren; dort werden Barren zu Auszahlungszwecken verwendet. 

Die Schmelze

Metall-Legierungen werden mit einer sehr heißen Flamme erhitzt und geschmolzen.
Goldschmelze beim Goldankäufer

Warum müssen zum Beispiel Schmuck-Metalle eigentlich geschmolzen werden?

Norddeutsche Edelmetall Scheideanstalt GmbH (2021, 22.10.). Wann ist die Verwendung des Titels Scheideanstalt zulässig? Norddeutsche Edelmetall Scheideanstalt GmbH.

https://norddeutsche-edelmetall.de/wann-ist-eine-scheideanstalt-echt/

[…] „Schmelzprozesse sind lediglich metallurgische Zwischenprozesse. Hierzu muss man wissen, dass Schmelzprozesse nicht zur Scheidung/Trennung von Edelmetallen führen, sondern zum genauen Gegenteil, z.B. zum Zusammenfügen unterschiedlicher Legierungen. Das Schmelzen dient lediglich der Schaffung bestimmter Formen, Oberflächen, dem Abtreiben grober Verunreinigungen, welches den späteren Scheideprozess und die Berechnungen der dafür notwendigen Chemikalien stört.

 

Schmelzen dienen auch der Homogenisierung (Anm. d. V.: Homogenisierung = Einschmelzen zu einem Barren = Plansche) heterogenen Materials zur Vorbereitung besonderer Analysen. Dies dient nur zur Analyse, da hier noch verschiedene Edelmetalle zusammen vorhanden sind.“ […] (Wichtig: hier sind noch unedle Metalle beinhaltet, die später im Rahmen der Edelmetallscheidung noch separiert werden müssen; Anm. d. V.).

 

Für Interessierte: Hier die Schmelzpunkte verschiedener Metalle. Zudem Informationen über die Schlacke (= „Gekrätz“).

 

Weshalb treten Schmelzverluste auf? 

Goldankauf Börse (2021, 22.10.). Häufige Fragen (FAQ). Goldankauf Börse.

https://www.goldankauf-boerse.de/wissenswertes/haeufige-fragen-faq/

[…] „Schmelzverluste treten durch das Verbrennen von Verunreinigungen im Schmelzgut (Altgold, Dentalgold, etc.) auf, z.B. Papiere, Kunststoffe, Gipsreste, organische Bestandteile, kleine Steine. Keramische Verblendungen bei Kronen und Brücken setzen sich als Schlacke beim Schmelzen ab. Weiterhin führen Oxidationen von nichtedlen Metallanteilen 

wie z.B. Kupfer, Messing, Zink, Zinn, usw. zu Verlusten, die durch das beigefügte Schmelzpulver gebunden werden und in Schlacke übergehen.“ […] 

 

Norddeutsche Edelmetall Scheideanstalt GmbH (2021, 22.10.). Schmelzmetalle können täuschen. Norddeutsche Edelmetall Scheideanstalt GmbH.

https://norddeutsche-edelmetall.de/schmelzmetalle/

[…] „Vorabberechnungen” können nicht mehr als Schätzungen sein. Den wahren Wert liefert die saubere Probenvorbereitung und fachlich korrekte Analytik.“ […] 

 

Zur Bestimmung der Höhe der Schmelzverluste: Siehe Die Wertbestimmung“. Nicht unübliche Tricksereien in diesem Bereich sind unter „Mengen/Material" zu finden.

Analyse des Schmelzgutes

Wie wird das Schmelzgut (der „Roh-Barren“ / die Plansche) analysiert?

Hier gibt es verschiedene Methoden, die entweder separat oder auch zusammen angewendet werden. Hierzu erfolgt eine Bohrung der Plansche zur Spanentnahme / Probe.

A - RFA-Analyse (Bohrspäne)

Diese ist bekannt - nebst ihren Nachteilen. Hierzu werden Bohrproben aus der Plansche (oder die Plansche selbst - je nach Größe) analysiert.

B - Spektrometrie (flüssige Probe)

Jene ist zwar sehr aufwändig, teuer und daher selten anzutreffen, liefert aber genauere Ergebnisse. 

C - Edelmetall-Scheidung (gesamte Plansche)

Nicht zuletzt geschieht die Analyse durch das Auflösen der gesamten Plansche in der klassischen chemischen Scheidung. Diese Analyse ist dann sehr genau. Mehr dazu im Anschluss.

Die Scheidung der Edelmetalle - grobe Darstellung

Wie ist der Ablauf einer Edelmetallscheidung? 

Es gibt eine Menge einzelner Schritte einer solchen „Dokimasie“. Zunächst geht es um die Trennung edler von unedlen Metallen. Dieses Verfahren nennt sich „Kupellation“. Wichtig: Gold und Silber sind so erst mal nicht zu trennen! 

 

Danach findet die vollständige Auflösung der gesamten Plansche oder nur von Bohrspänen in Säuren statt. Grundsätzlich kann man diese nach der Anzahl der untersuchten Edelmetalle unterscheiden in

  • 2-Stoff-Analyse (Gold/Silber);
  • 4-Stoff-Analyse (Gold/Silber/Platin/Palladium). 

Anschließend erfolgt die Rückgewinnung aller einzelnen Edelmetalle durch verschiedene chemische Methoden. Diese Ergebnisse werden gewogen und der Wert kann bestimmt werden. Zum Abschluss erfolgt die Weiterverarbeitung in Industrie und Handwerk oder die direkte Herstellung von Münzen oder/und Barren in der Scheideanstalt selbst.

Der Ablauf im Detail

Eine Tafel mit einem Ablaufdiagramm und einer Hand, die dieses erklärt.
Vom Altgold zum neuen Gold - ein langer Weg

Für diejenigen unter Ihnen, die es genauer wissen wollen - hier eine Zusammenfassung aller Schritte bei Schmelze und Scheidung (zwischendurch immer Prüfung auf Reinheit!)

A - Die Aufbereitung des Vorgangs

  • Zusammenführung aller Objekte;
  • Das sind: Edelmetalle plus unedle Metalle plus vorhandene Materialreste;
  • Schreddern des gesamten Materials.

B - Die Vorstufen

Die Schmelze - für typische Legierungen 

  • Pyrolyse = Feuerung = Schmelze mittels Schmelzsalzen in Graphittigeln;
  • Befreiung von Anhaftungen als Schlacke/Gekrätz (durch Abgießen) oder Oxidation (= Veraschung). Dies sind die Schmelzverluste;
  • Homogenisierung = Veredelung = Affinierung. Eine Plansche entsteht, oft in Barrenform (nur zur Analyse, da hier noch verschiedene Edelmetalle zusammen vorhanden sind);
  • Säuberung der Plansche;
  • Bohrung zur Spanentnahme / Probe (2-fach) / eventuell Sägung oder aber vollständige Barren (= Feuerprobe).

Die Nasschemie - alternativ für einige besondere Legierungsarten oder falls zum Beispiel noch Edelsteine beinhaltet sind;

  • Auflösung in Säuren (= Aufschlussverfahren);
  • Danach direkt weiter mit D - Scheidung.

C - Die Analyse der Schmelze/Plansche

Analyse der Bohrspäne mittels

  • RFA (ungenauer);
  • ICP (genauer).

Analyse der gesamten Plansche mittels

  • der nachfolgenden chemischen Scheidung (sehr genau).

D - Die Edelmetallscheidung (= Dokimasie = chemisches Probeverfahren)

Abtreibung unedler Metalle (= Kupellation)

  • Gold und Silber sind so erstmal nicht zu trennen;
  • Ergebnis = Korn/Kugel.

Vollständige Auflösung der Plansche / Korn / Kugel bzw. der Späne in Säuren. Varianten:

  • 2-Stoff-Analyse (Gold/Silber);
  • 4-Stoff-Analyse (Gold/Silber/Platin/Palladium). 

Rückgewinnung aller einzelnen Edelmetalle durch Reduktion / Ausfällung

  • Reduktion von Gold durch Schwefeldioxid-Gas oder Salpetersäure (2-Stoff-Analyse);
  • Titration von Silber;
  • Ausfällung von Platin und Palladium durch Salze (4-Stoff-Analyse).

Rückgewinnung aller einzelnen Edelmetalle durch Elektrolyse 

  • Resultat = Kristall / Schwamm / Pulver / Granalien, jeweils für jede Edelmetallart.

E - Die Analyse

Feinabwiegen und Wertbestimmung.

F - Die Herstellung neuer Objekte (= Veredelung)

Hier erfolgt die Endschmelze der Granalien etc., das heißt eine zweite Schmelze zu

  • Barren / Münzen / Medaillen;
  • Legierungen für die Schmuckherstellung / Zahntechnik;
  • industriellen Produkten / Halbzeuge.

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