Preistricksereien beim Goldankauf
Ausgangssituation
Ich möchte diesen wesentlichen Part gerne mit einem Zitat beginnen:
Scheideanstalt-Ka.de (2020, 04.03.). Kundenmeinungen. Scheideanstalt-Ka.de.
https://scheideanstaltka.de/kundenmeinungen/
[…] „Wenn Sie zur Tankstelle fahren, wissen Sie auch schon vor dem Tanken, was ein Liter Kraftstoff kostet. Warum bieten dann nur ein oder zwei Goldankäufer diesen Service an???“ […]
Nun - wahre Worte! Zwar sind es ein paar mehr Ankäufer, die in diesem guten Sinne arbeiten, aber der Ankäufer hat recht: Es wird oft einfach unglaublich schleierhaft und intransparent gearbeitet in diesem Metier. Gut - wenn es das nicht gäbe, hätte meine Beratung auch weniger Daseinsberechtigung. Aber Fakt ist nun einmal: Dieser Markt ist wenig reguliert und kaum überwacht.
Das zieht dann automatisch Halbseidenes und nicht gerade Kundenfreundliches regelrecht an. Die Konsequenz: Oftmals einfach schlechte Preise, egal ob bei stationären Ankäufern oder im Internet. Denn auch dort - online - gibt es Preisunterschiede von 10-30 %. Das macht mal schnell bis zu 300 Euro aus! Und auch hier gilt wie so oft im Geschäftsleben: Die schillerndsten Unternehmen zahlen fast immer die schlechtesten Preise. Problem: Das erkennt man nicht auf den ersten Blick. Dazu braucht es eine Testbatterie sowie sinnvolle Quervergleiche.
Auszahlungen werden also oft nur zum Bruchteil des tatsächlichen Wertes geleistet. Der Hintergrund kann zweierlei bedeuten: Zum einen sind manche Ankäufer einfach gierig. Zum anderen ist es tatsächlich so, dass in diesem durchaus harten und umkämpften Markt die Gewinnmargen in der Handelskette doch ziemlich eng sind. Und so versuchen einige gerade der kleinen Ankäufer natürlich hohe Abschläge durchzudrücken. Fast verständlich; sie haben nicht so viel Umsatz. Die Margen der Ankäufer im eigenen Test (der 30 Unternehmen) lagen bei circa sieben bis 30 %. Eine angemessene Mitte ergibt sich bei 15, maximal 20 %.
Übrigens: Der „Zentralverband Uhren/Schmuck/Zeitmesstechnik“ geht sogar noch deutlich weiter und gesteht seinen Mitgliedern eine reichlich hohe Marge von 55 % des Börsenkurses zu. Indes - der Markt reguliert auch das - bei allem Verständnis für Kosten und eine angemessene Gewinnspanne.
Varianten der Preistricksereien
ankauf Stationär und online
- „Bis-zu-Preise“. Sehr viele der Ankäufer werben damit, wohlwissend, dass sie am Ende häufig einen meist deutlich niedrigeren Preis vergüten werden. Zudem beziehen sich diese Preise oft nur auf Feingold, kleine Goldbarren, Markenschmuck (zum Beispiel Chopard, Cartier), Antikschmuck oder Münzen. Man erkennt diese Lockpreise meistens am Sternchen *;
- Gold.de (2012, 21.12.). Goldankauf Test - 5 Anbieter im Vergleich. Gold.de.
https://www.gold.de/artikel/goldankauf-im-internet-5-anbieter-im-test-erfahrungen/
[…] „Eine beliebte Masche ist es auch, zunächst einen viel zu niedrigen Ankaufspreis anzubieten und erst auf Nachfrage diesen mit einer fadenscheinigen Begründung deutlich zu erhöhen. Im Test wurde bei einem Anbieter beim zweiten Angebot fast verdoppelt. Lassen Sie sich nicht von der prozentual deutlichen Erhöhung blenden. Hier ist grundsätzlich Skepsis angesagt. Wenn ein Anbieter zunächst 10 % des eigentlichen Wertes anbietet, beim zweiten Angebot verdoppelt, also 20 % des eigentlichen Wertes anbietet, so verlieren Sie immer noch die übrigen 80 %. Deshalb gilt: Mehrere Angebote einholen, nie sofort auf ein Angebot eingehen.“ […]; - Viele der Ankäufer werben mit aktualisierten beziehungsweise „börsenorientierten“ Preisen. Das suggeriert, dass man wohl recht nah am Börsenreis liegt. Ist aber nicht so Am Ende heißt es nämlich nichts anderes, als dass sich die Preise ähnlich wie an der Börse einfach … ändern!;
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Auffallend ist der qualitative Unterschied innerhalb der Legierungen. So zahlen einige Anbieter für Feingold ziemlich gute Preise (999er; wobei man da aufpassen muss, ob für Barren, Münzen oder für Schmelzgold, das heißt Altgold). Für die viel öfter im Ankauf vorkommenden, typischen Legierungen (750/585/333) jedoch manchmal bis zu 30 % weniger als andere Ankäufer.
Besonderheiten stationär
- Üblich sind Preislockmaschen („3 % Sofortbargeld bei Gutscheinvorlage“ / „kommen Sie erst mal vorbei …“), um den Kunden überhaupt in den Laden zu bekommen. Üblicher Vorgang auch in den meisten anderen Geschäften. Aber hier geht es primär darum, sofort auszuzahlen und beim Kunden ein Überlegen und Vergleichen zu verhindern;
- Aber nicht nur in Ladengeschäften wird angekauft. Nein, natürlich auch beim Kunden direkt vor Ort. Dies ist gar nicht so selten anzutreffen und wurde bereits in einigen Verbrauchermagazin-Sendungen im Fernsehen thematisiert. Ganz klar - hier wird meistens extrem schlecht gezahlt. Man nutzt die häusliche Atmosphäre und die Unbedarftheit der Menschen und kassiert gerne mal ab;
- Ganz dreiste Ankäufer ziehen die Mehrwertsteuer vom Betrag ab. Diese fällt beim Privatankauf jedoch nicht an!
Besonderheiten Online / Homepage
- Die Preise auf Homepages sind oft falsch und vor allem irreführend. Denn gezahlt wird oft was anderes. Der „Goldrechner“ stimmt also meistens nicht mit dem erzielbaren Preis überein;
- Oft wird auch mit „Preisgarantie“ beziehungsweise mit „festen Ankaufspreisen“ geworben. „Preisgarantie" bedeutet: Eine Garantie, dass der im Edelmetallrechner ausgewiesene Kurs auch wirklich bezahlt wird. Das gibt es nur in absoluten Ausnahmefällen. „Feste Ankaufspreise" werden oft einfach nicht eingehalten und dienen nur als Lockmittel. Zum anderen sind die Sätze, mit denen diese festen „Ankaufspreise“ beschrieben sind, so verklausuliert dargestellt, dass unklar ist, welcher Preis für welches Objekt denn wann gezahlt wird!
Exkurs: Besonderheit Münzgroßhändler
- Die Verkaufserlöse für Münzen oder Medaillen der bekannten Münzgroßhändler MDM, Reppa & Co. sind unterirdisch. Das Problem: Diese Objekte haben fast in allen Fällen keinen wirklichen Sammlerwert, sondern müssen zum Schmelzpreis (= reiner Materialwert) verkauft werden.
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Zwar stiegen Gold- und Silberpreis in den letzten Jahren deutlich an. Aber die Kunden hatten sie zu immens überteuerten Preisen (teilweise bis zum 20-fachen des eigentlichen Wertes) gekauft und müssen daher trotzdem mit herben Verlusten rechnen. Mehr dazu unter https://www.focus.de/finanzen/ums-20-fache-zu-teuer-so-zocken-muenzgrosshaendler-wie-mdm-und-reppa-senioren-ab_id_187320409.html.
Aber da gibt es ja noch mehr, woran man schrauben kann: Die Mengen- und Materialtricksereien!
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